Das Untere Bregtal ist beidseits von riesigen Waldgebiete geradezu umzingelt. Der eigentlich enorme Holzreichtum war für die Waldbesitzer aber kaum gewinnbringend verwertbar. Zwar war die intensive Köhlerei, im Bregtal qualmten vielerorts ständig Kohlenmeiler, eine grosse Gewichtsreduzierung beim Holzabtransport ohne Verlust an Energiegehalt. Das war das eine geniale Gewerbe für die Vermarktung des Holzes, die Glashütten waren eine andere Option mit noch größerer Gewichtsreduzierung bei der Holzverwerung. Der Hunger jedoch für das wegen der Höhenlage hochwertige Stammholz war dennoch gross. Aber bis 1850 fehlten Wege für den Abtransport. Da man von den Hochflächen das Langholz Ideal über Sommer – und Winterriesenbahnen an die Breg bringen konnte, wäre das Bregflössen sehr praktisch gewesen. Das Flossrecht hatten die Fürstenberger, die das auch versuchten. Aber ziemlich unbedacht hatte man nicht daran gedacht, dass zum Langholz-Flössen eine Wassertiefe von 60 cm gewährleistet sein sollte. Oder man mit Schwellweihern und Stauhaltungen eine Schwallung durch den Gamber erzeugen sollte. Ein Gamber ist ein mächtiges Stauschild, das man mit einem Holzhebelstamm blitzschnell heben kann. So erzeugt man eine Schwallung auf der das Floss, das Gestöhr „absurfen“, abschwimmen kann.
Die Versuche scheiterten letztendlich wegen zu grossem Holzverlust. Auch die Scheitholztrifft, also mit Kurzholz, war ein Debakel. Mit dem schwierigen Habsburger Bregunterlieger Bräunlingen hatte man nach zähen Verhandlungen die Durchtrifft durch Habsburger Territorium vereinbart. Als aber auch in der 2. Flosskampannie, die normal von Ostern bis Pfingsten dauerte, die Bräunlinger Mühlwehre erneut ramponiert und demoliert waren, verweigerten die bocksbeinigen Bräunlinger diese gemachte Zusage. Nach den Pleiten wegen der zu geringen Wassertiefe, den fehlenden Schwellhaltungen und nun dem Passierverbot hatte ein Baumeister der FF Kammer einen grandiosen Gedankenblitz um den Habsburgern doch noch eine lange Nase machen zu können: Der Bau eines Kanals von der Enge in Wolterdingen bis nach Aufen in die Brigach. Pech nur dass diese unausgegorene Idee des Lautdenkers schnell publik wurde. An den Stammtischen wurde auf den Bierdeckeln überschlagen, wieviel Hunderttausend Kubik schwerster, felsiger Aushub geschaufelt werden müsste. Wiedermal hatte der Stammtisch recht und seinen Spass.
Zum viertenmal, nach mangelnder Wassertiefe, fehlender Schwallung, grossen Wehrschäden und nun dem unbedachten Superkanal sorgte die Bregflösserei für Spott. Ganz aber war die Holztrifft nicht auf Grund gelaufen. Die holzhungrige Glasfabrik bekam die Erlaubnis vom Fürsten, dem Flossherren, Scheitholz für die Befeuerung der Glasöfen triffen zu dürfen. Auch die Glasi stand danach patschnass im Regen. Wegen grossem Holzverlust gab man den Versuch stillschweigend schnell auf. Nun dürfte der Fürst eine lange Nase gemacht haben und konnte damit vom verspotteten Kanalschnellschuss etwas ablenken und ihn mit dieser erneuten Pleite durch die Glasi etwas überspielen. Da die Schrift langsamer ist als Bilder verschwinden auch derartige kuriosen Episoden nicht ganz so schnell aus dem Gedächtnis der Bregtäler. Wenn man sie immer wieder einmal auftischt, „verhebbet“ sie noch lang.
Von Hubert Mauz
Foto: Schwellweiher zum Scheitholzflössen. Im Hintergrund der Gamber.
